Warum backen wir in der Weihnachtszeit?
Brauchtum Weihnachtsgebäck
Plätzchen, Lebkuchen, Stollen: Sie schmecken fantastisch und gehören einfach zu Weihnachten dazu! Aber habt Ihr Euch schon mal gefragt, wieso wir eigentlich zur Adventszeit backen und woher die weihnachtliche Gebäckvielfalt kommt? Die Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten! Das erste Weihnachtsgebäck wurde vermutlich in mittelalterlichen Klöstern gebacken. Und warum? Dazu gibt es verschiedene Erklärungsansätze:
Mit Backen haltbar machen?
Schwer vorstellbar, aber eigentlich war der Advent, also die Zeit der vier Sonntage vor Weihnachten, traditionell eine christliche Fastenzeit, d.h. es wurde auf tierische Lebensmittel wie Fleisch, Eier und Milch bzw. Butter verzichtet. Das Weihnachtsgebäck könnte somit den Zweck erfüllt haben, verdebliche Lebensmittel, die während der Fastenzeit nicht verbraucht wurden, in Form von Gebäck haltbar zu machen und für die Zeit nach dem Fasten aufzubewahren.
Mit Stollen das Jesuskind ehren?
Ein anderer Erklärungsansatz ist folgender: Weihnachten ist eines der höchsten Feste im Kirchenjahr und zu Ehren und in Gedenken an die Geburt des Christkinds sollte natürlich besonders kostbares und feines Gebäck hergestellt werden. So verwendete man die im Mittelalter sehr teuren und schwer zu beziehenden Gewürze Zimt, Kardamom, Ingwer und Nelken. Und sie spielen auch heute noch eine zentrale Rolle in der Weihnachtsbäckerei und sorgen für den feinen, typisch weihnachtlichen Duft!
Mit Keksen Unheil abwenden?
Das Brauchtum des rituellen Backens in den Wintermonaten gab es bereits in den vorchristlichen Kulturen Europas. Vermutlich diente Gebäck in Form kleiner, flacher Fladen als Opfergabe, mit der in den langen Winternächten vor der Wintersonnenwende (21./22. Dezember) Unheil abgewehrt werden sollte. Ihr seht also: Das Weihnachtsfest steckt voller Geschichte und Symbole! Weihnachtsbräuche wie wir sie heute kennen, also mit geschmückten Weihnachtsbaum, Krippe und Geschenken, entstanden übrigens erst viel später im Bürgertum des 19. Jahrhunderts.
Regionale Vielfalt: Dresdner Christstollen, Aachner Printen & Co.
Mit regional unterschiedlichen Weihnachtsbräuchen entwickelte sich auch eine Vielfalt an Weihnachtsgebäck aus unterschiedlichen Teigarten und Zutaten:
Vanillekipferl
Vanillekipferl stammen aus dem südwestlichen Deutschland, Österreich und den östlichen Regionen Tschechiens. Bei dieser Spezialität wird ein süßer Mürbeteig mit den Händen zu kleinen Hörnchen gerollt und nach dem Backen in Vanillezucker gewälzt.
Christstollen
Der Christstollen hingegen ist ein schwerer, also fettreicher, süßer Hefeteig. Aus welcher Region er genau stammt und wann er in seiner heutigen Form erfunden wurde, ist unklar. Als Weihnachtsgebäck wird er erstmals 1329 im Naumburger Bäckerprivileg erwähnt. Hier handelt es sich jedoch eher um große Weizenbrote, als um das süße Gebäck mit Trockenfrüchten und Nüssen, wie wir es heute kennen. Trotzdem war der frühe Christstollen ein besonderes Gebäck, denn Weizen war zu dieser Zeit ein teures Luxusgut. Häufig wird dem kostbare Christstollen nachgesagt, er solle das in Tücher geschlagene Jesuskind symbolisieren. Der heute wohl berühmteste Stollen stammt aus Dresden. Neben der Originalrezeptur der sächsischen Spezialität gibt es eine Vielzahl an Stollen-Variationen: Ob mit Quark, Mohn oder Marzipan, als Nussstollen oder auch als Stollen-Konfekt. Wer es bei den ganzen süßen Leckereien dann doch mal herzhaft mag, dem empfehlen wir unseren Landjägerstollen.
Lebkuchen
Ein weiterer Klassiker der Weihnachtsbäckerei ist der Lebkuchen. Hier gibt es ebenfalls viele regionale Spezialitäten, wie die Aachner Printen, Nürnberger Lebkuchen oder Pulsnitzer Pfefferkuchen. Beim Lebkuchen handelt es sich um eines der ältesten Weihnachtsgebäcke. Er stammt vermutlich aus den mittelalterlichen Klöstern, wo er sogar als Heil- und Arzeneimittel galt: So sollten die typischen Lebkuchengewürze den Appetit und die Verdauung anregen.
Dominosteine
Auch im Dominostein kommt der Lebkuchen zum Einsatz: Er bildet die Basis der kleinen Praline. Darauf folgen je eine Schicht Fruchtgelee und Marzipan oder Persipan, das aus Pfirsich- oder Aprikosenkernen hergestellt wird, sowie eine Hülle aus Schokolade. Erfunden wurde der Dominostein 1936 vom Dresdner Chocolatier Herbert Wendler als günstige Pralinen-Variante. Da sich die Dominosteine durch die Rezeptur mit Lebkuchenteig lange hielten, wurden sie im Krieg auch “Notpralinen” genannt. Trotz ihrer Geschichte zählen die Dominosteine heute zu den begehrten Leckereien in der Vorweihnachtszeit, ihr Rezept ist in abgewandelter Form auch als Kuchen beliebt.
Spekulatius
Auch beim Spekulatius handelt es sich um ein traditionsreiches Weihnachtsgebäck. Der Mürbeteig wird in speziellen Formen ausgebacken, deren Motive Symbole der Nikolauslegende wie Schiff oder Pferd darstellen: Der Name Spekulatius leitet sich vermutlich vom lateinischen spekulator (der Schauende, der Beobachter) ab, einem Beinamen des Heiligen Nikolaus.
Klassiker der Kinderbackstube: Plätzchen
Großer Beliebtheit erfreuen sich auch ausgestochene Plätzchen, vor allem beim Backen mit Kindern. Ihr einfacher Mürbeteig ist schnell zubereitet, mit verschiedenen Ausstechformen und Verzierungen sind der Kreativität beim Gestalten keine Grenzen gesetzt. Beliebte Motive sind natürlich Sterne, Engel, Tannenbäume sowie Weihnachts-, Schnee- und Lebkuchenmänner, aber auch Rentiere, Schneeflocken und Eiskristalle.
Unser Tipp zum Schluss: Plätzchenteig chemisch erklärt
Was genau passiert beim Plätzchenbacken eigentlich? Weshalb werden sie beim Backen braun und warum mögen wir den Plätzchenduft so sehr? Diesen Frage ist die bekannte YouTuberin MailLab genauer auf den Grund gegangen. Im Video wird die Chemie des Plätzchenbackens auch für Nicht-ChemikerInnen verständlich erklärt. Wer jetzt Lust bekommen hat, direkt mit dem Backen loszulegen, dem empfehlen wir einen Blick in unsere Rezept-Rubrik Weihnachten!
Viel Spaß beim Backen und eine schöne Adventszeit wünschten Euch Anne und Henriette von Mein Mehl!