Getreidearten

Getreidewissen

Getreideart, Getreidesorte, Brotgetreide, Pseudogetreide
– was ist was?

Zum Getreide zählen insgesamt sieben Pflanzenarten aus der Familie der Süßgräser: Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Hirse, Reis und Mais.  Die drei Hauptgetreide Reis, Mais und Weizen decken 50 Prozent des weltweiten Nahrungsbedarfs. Damit ist Getreide für die menschliche Ernährung von enormer Bedeutung.

Auch wenn es zwischen den Getreidearten große Unterschiede gibt, sind alle Getreidekörner in ihrem Aufbau gleich: Sie bestehen aus Schale(n), Mehlkörper und Keimling. Die Schale schützt das Korn und hält es zusammen, sie ist besonders reich an Ballaststoffen und Mineralien. Der innenliegende Mehlkörper enthält vor allem Kohlenhydrate, Eiweiß und lösliche Ballaststoffe. Der Keimling als Anlage einer neuen Pflanze enthält (fettlösliche) Vitamine und essentielle Fettsäuren.

Heute stellen Weizen, Gerste, Roggen und Mais den Schwerpunkt des landwirtschaftlichen Anbaus in Mitteleuropa dar. Mit rund 6,5 Millionen Hektar nutzen die Landwirte über die Hälfte der Ackerfläche in Deutschland für den Getreideanbau. Kein anderer Rohstoff wird jeden Tag so zahlreich und so variantenreich zubereitet.

Was ist der Unterschied zwischen Getreideart und Getreidesorte?

Umgangssprachlich gern synonym verwendet, gibt es fachlich einen großen Unterschied zwischen Getreidesorten und -arten:

Die Art ist die Grundeinheit der biologischen Systematik. Pflanzen innerhalb einer Art lassen sich kreuzen, wobei Kreuzungen zwischen unterschiedlichen Arten nicht oder nur schwer möglich sind. Über der Art rangiert der Begriff Gattung. So gehören alle Weizenarten zur Gattung Triticum, alle Roggenarten zur Gattung Secale und alle Reisarten zur Gattung Oryza. Schauen wir genauer hin am Beispiel der Gattung Triticum. Hier gibt es mehrere Weizenarten: Weichweizen, Hartweizen, Dinkel, Emmer, Einkorn und viele mehr. Varianten innerhalb einer Art heißen Sorte. So gibt es in Deutschland aktuell etwa 200 Weichweizensorten für den Anbau. Beim Reis soll es sogar mehr als 100.000 Sorten weltweit geben.

Übrigens ist Wildreis, auch Wasserreis genannt, kein echter Reis! Wasserreis gehört zwar ebenfalls zur Familie der Süßgräser, aber zur Gattung Zizania. Wie der Name vermuten lässt, wächst er tatsächlich nur im Wasser.

Brotgetreide

Ist die Rede von Brotgetreide, so sind damit Weizen, Dinkel und Roggen gemeint. Sie sind die Grundlagen der weltweit einmaligen deutschen Vielfalt an Brot- und Gebäcksorten. Da Weizen und Roggen zu den wichtigsten Nährstoffquellen des Menschen gehören, entwickelten bereits unsere Vorfahren die ursprünglichen Gräser durch Kreuzungen immer weiter. Die ersten von Menschen kultivierten Weizenarten waren Emmer und Einkorn. Ihr Herkunftsgebiet liegt im Nahen und Mittleren Osten. Die ältesten Funde stammen aus der Zeit von 10.000-7.500 v. Chr.

Auch heute arbeiten Wissenschaftler daran, neue Sorten zu entwickeln, die ertragreich aber auch widerstandsfähig sind. Gerade im Hinblick auf sich verändernde Klimafaktoren ist es wichtig, Sorten zu haben, die je nach Anbaugebiet Hitze oder Kälte, Trockenheit oder Nässe gut vertragen können. Auch Resistenzen gegen Krankheiten und Schädlinge sind wichtige Züchtungsziele. Krankheiten, wie beispielsweise Braunrost, können ganze Ernten vernichten und im schlimmsten Fall zu Hungerkatastrophen führen. Durch die jahrhundertelange Züchtung haben heutige Getreidepflanzen starke Ähren und gut ausgebildete Körner.

In Deutschland überwiegt übrigens der Anbau von Wintergetreide, obwohl es Weizen und Roggen auch für die Sommeraussaat gibt. Das spiegelt sich auch bei der Anzahl von zugelassenen Sorten wieder: Es gibt nahezu 200 Sorten für Winterweizen, aber nur 35 für Sommerweizen. Beim Roggen kommen in Europa fast ausschließlich Wintersorten zum Einsatz. In Deutschland sind derzeit 36 Winter- und drei Sommersorten zugelassen.

Weitere Getreidearten

Neben den Brotgetreiden spielt in Deutschland vor allem der Hafer in der Ernährung der Menschen eine wichtige Rolle. Die Verarbeitungsmenge der Hafermühlen in Deutschland hat sich in den vergangenen zehn Jahren um rund 80 Prozent erhöht und liegt jetzt bei etwa 625.000 Tonnen Hafer pro Jahr, ein Teil der deutschen Produktion wird exportiert. Der Pro-Kopf-Verbrauch an Hafer liegt bei etwa 4,0 Kilo im Jahr. Hafer ist das fettreichste der Getreide, gilt als besonders sättigend und bietet – obwohl er nicht backfähig ist – vielfältige Zubereitungsvarianten. Für den deutschen Anbau spielen vor allem Sommersorten eine Rolle.

Gerste wird hierzulande vorwiegend als Futtergetreide oder zum Bierbrauen eingesetzt. Als Lebensmittel – verarbeitet zu Graupen oder Grütze sowie Mehl und Flocken – kommen vor allem Sommersorten zum Einsatz. Speziell gezüchtete Gerstensorten sind ähnlich wie Hafer reich an Beta-Glucan, einem wichtigen Ballaststoff, der als cholesterinsenkend und blutzuckerstabilisierend gilt.

Reis, Mais und Hirse gehören ebenfalls zur Familie der Süßgräser. Während Reis das Hauptgetreide im asiatischen Raum ist, herrschen Mais in Mittel- und Südamerika und Hirse in den afrikanischen Ländern vor. Allen dreien ist gemein, dass ihnen das Klebereiweiß Gluten fehlt, was sie zum „klassischen“ Backen untauglich macht.

Pseudogetreide

Daneben gibt es auch noch die sogenannten Pseudogetreide. Sie gehören nicht zur Familie der Süßgräser, enthalten aber ebenfalls Stärke und Eiweiß und lassen sich, ähnlich wie Getreide, zum Beispiel zu Brei und Mehl verarbeiten. Auch sie enthalten kein Gluten, aber ähnlich wie Hafer relativ viel Fett. Zu den Pseudogetreiden zählen Quinoa, Buchweizen und Amarant.

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