Allergien/Unverträglichkeiten
Weizenallergie
Es gibt in der deutschen Bevölkerung eine kleine Zahl von Menschen (etwa 0,3 Prozent), die an einer Weizenallergie leiden. Sie reagieren auf bestimmte Eiweißbestandteile des Weizens wie Globuline, Albumine und Gluten bzw. Gliadine. Eine solche Nahrungsmittelallergie lässt sich mit einem Bluttest auf die spezifischen IgE-Antikörper medizinisch eindeutig diagnostizieren.
Betroffen sind vorwiegend Kinder. Sie reagieren auf die Stoffe im Weizen beispielsweise mit Hautausschlägen, Asthma oder heuschnupfenartigen Symptomen. Ist eine Nahrungsmittelallergie ärztlich eindeutig identifiziert, müssen Betroffene auf die Lebensmittel verzichten, die diese Allergien auslösen, und sie durch unproblematische Produkte ersetzen.
Zöliakie
Zöliakie, früher auch als einheimische Sprue bezeichnet, ist eine Autoimmunerkrankung. Der Körper reagiert auf das Klebereiweiß Gluten, das in vielen Getreidearten vorkommt. Charakteristisches Symptom ist eine chronische Entzündung der Darmschleimhaut mit verflachender Rückbildung der Darmzotten. Daneben gibt es aber eine Vielfalt weiterer Beschwerdebilder, deren Beurteilung in jedem Fall in die ärztliche Praxis gehört. Dort kann Zöliakie heute in den meisten Fällen gut und relativ einfach mit einem Antikörper-Bluttest diagnostiziert werden. Um die Diagnose zu sichern, wird eine Gewebeprobe aus dem Dünndarm entnommen. Experten schätzen, dass etwa ein Prozent der Bevölkerung in Deutschland an Zöliakie leidet. Betroffene müssen Gluten ihr Leben lang meiden. Ihnen bieten die Mühlen in Deutschland mittlerweile eine breite Palette an Alternativprodukten: glutenfreie Getreide und Mehle, Backmischungen und Müslis.
Ausführliche Infos zum Krankheitsbild finden Sie bei der Deutschen Zöliakiegesellschaft unter www.dzg-online.de
Glutensensitivität
Einige Menschen reagieren nach dem Verzehr von glutenhaltigen Produkten mit Durchfall, Müdigkeit, Völlegefühl und Blähbauch. Lässt sich diagnostisch weder eine Zöliakie noch eine Weizenallergie bestätigen, sprechen Experten von nicht-zöliakischer Glutensensitivität (englisch auch Non-Celiac Gluten Sensitivity, kurz NCGS). Daten darüber, wie viele Menschen davon betroffen sind, gibt es bisher nicht. Experten schätzen die Zahl auf etwa 2,5 Prozent. Andererseits zeigen klinische Erfahrungen, dass glutensensitive Menschen eine gewisse, individuelle Menge glutenhaltiger Getreideprodukte beschwerdefrei vertragen.
Allerdings gibt es auch andere mögliche Ursachen für die typischen Beschwerden, wie z.B. Reizdarmsyndrom, Laktose- oder Fruktoseunverträglichkeiten. Die Abklärung solcher Symptome gehört in jedem Fall in ärztliche Hände, Bluttests reichen für die sichere Differential-Diagnose allein nicht aus!
Ob für die typischen Sensitiv-Beschwerden tatsächlich bestimmte Eiweißbausteine des Glutens verantwortlich sind, wird gerade erforscht. Einige Wissenschaftler vermuten andere Inhaltsstoffe oder Proteine als Auslöser. Diskutiert werden sogenannte Alpha-Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATI) – Proteine, die in der Pflanze als natürliche Abwehrstoffe gegen Krankheiten und Parasiten fungieren – sowie kurzkettige leicht vergärbare Kohlenhydrate und Zuckeralkohole, genannt FODMAPs (fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide und Polyole). Sowohl ATIs und FODMAPs kommen nicht nur in glutenhaltigen Getreiden vor, sondern sind im Pflanzenreich weit verbreitet. Sie stecken z.B. auch in Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten.
Einige Betroffene berichten darüber, dass sie Dinkel, Emmer und Einkorn oder andere alte Getreidearten besser vertragen als Weizen. Warum das so ist, kann bisher wissenschaftlich nicht fundiert begründet werden – dazu sind weitere Studien notwendig und im Gange.