Mehlblog Header
08.03.2023 MEHL, GRIESS & CO.

Profil einer Müllerin - Interview mit Anke Dege von der Getreidemühle Sack

Am 8. März ist der internationale Weltfrauentag. Was liegt da näher, als sich mit einer langjährigen Müllerin über das Thema „Frauen in der Müllerei“ zu unterhalten?!

Anke Dege ist Inhaberin der Getreidemühle Sack in Langelsheim bei Goslar. Im Jahre 2008 hat sie den Familienbetrieb von ihren Eltern übernommen. Seitdem ist sie als selbständige Müllerin tätig.

Warum Müllerin?

Für den Beruf hat sich Anke Dege unter anderem deshalb entschieden, weil es sich für sie ganz natürlich und in gewisser Weise selbstverständlich anfühlte, dort zu arbeiten, wo sie selber groß geworden ist und, wo sie die Abläufe schon von klein auf mitbekommen hat.

Außerdem war für sie schon recht früh klar, dass sie einen Beruf wählen würde, bei dem sie nicht den ganzen Tag am Schreibtisch sitzen muss – auch wenn sie an dieser Stelle einräumt, dass es sich heutzutage nicht vermeiden ließe, auch mal den ein oder anderen Tag auf dem Bürostuhl zu verbringen. :)

So hat sich der Berufswunsch Müllerin mehr und mehr gefestigt und Anke Dege begann im Jahr 1989 Ihre Ausbildung.

Was macht den Beruf auch nach so vielen Jahren noch interessant?

Die Tatsache, dass sie als Müllerin mit einem Naturprodukt arbeitet, das – wie der Begriff schon sagt – natürlichen Schwankungen unterliegt, lässt den Beruf nie langweilig werden. Auch ist Anke Dege bis heute von der Vielseitigkeit des Müllerberufs fasziniert. Er deckt nicht nur den Bereich der Feinmüllerei ab sondern auch die Bereiche Futter-, Schäl- und Gewürzmüllerei, die Teeherstellung oder weitere Bereiche der Spezialmüllerei – eine riesige Bandbreite von möglichen Einsatzbereichen also.

Welcher Frauentyp eignet sich besonders gut für die Müllerei?

Jeder Typ Frau kann in der Müllerei arbeiten, so die Inhaberin der Getreidemühle Sack. Wer sich für den Rohstoff Getreide interessiert und ein gewisses naturwissenschaftliches sowie technisches Verständnis mitbringt, ist in der Mühle genau richtig.

Gilt das auch für eine „Mehl“chenprinzessin?

„NEIN, bitte keine Prinzessin in der Mühle!“ – kommt es von Anke Dege mit einem Schmunzeln im Gesicht. Die Müllerei ist noch immer eine Männer-dominierte Branche und im beruflichen Alltag geht es manches Mal etwas rustikaler zu als in klassischen Frauenberufen. Mit den Händen den Rohstoff und das fertige Produkt anzufassen, ständig Mehl auf der Kleidung zu haben, ab und an mal einen Mehlsack zu schleppen – das alles ist nichts für eine Prinzessin, so die langjährige Müllerin.

Gibt es einen ganz spezifischen Frauenblick auf die Müllerei?

Frauen in der Müllerei ticken anders als Männer, davon ist Anke Dege überzeugt, und das nicht nur in Sachen Personalführung. Ihrer Meinung nach haben Frauen auf so manche Dinge eine andere Sichtweise als Männer, wie etwa auf die Rohstoffauswahl. Aber auch in der Kommunikation mit Landwirten und Kunden gehen Frauen oft anders vor als ihre männlichen Kollegen.

Als Ehrenamtliche beim Meisterprüfungsausschuss stellt die langjährige Müllerin mit Freude fest, dass alle Frauen, die in den vergangenen Jahren an den Meisterprüfungen teilgenommen haben, diese mit Bravur bestanden haben. Sie vermutet, dass Frauen, die sich für den Beruf der Müllerin entscheiden, dies ganz bewusst tun und nicht nur, weil ihnen nichts Anderes eingefallen ist. Sie möchten sich in einer Männerdomäne behaupten und gehen mit viel Ehrgeiz und Motivation in die Ausbildung. Das spiegelt sich in ihren Leistungen wieder.

Anke Dege spricht hier auch aus eigener Erfahrung, schließlich war sie selber während ihrer gesamten Ausbildungszeit – erst in der Müllerschule, später in der Meisterausbildung – stets die einzige weibliche Schülerin.

Warum sind Frauen in der Müllerei noch immer unterrepräsentiert? Was muss passieren?

Einen entscheidenden Grund dafür sieht Anke Dege im fehlenden Bekanntheitsgrad des Berufs. Viele junge Frauen haben ein falsches oder gar kein Bild von der Müllerei. Auch bei Schulen und Lehrkräften mangelt es oft an Wissen zum Beruf der Müllerin und demzufolge wird er an den Schulen zu wenig kommuniziert. Anke Dege ist der Meinung, dass gerade hier mehr Aufklärung erfolgen muss. Auch Arbeitsagenturen sollten mehr Werbung für den Beruf machen. Mehr junge Frauen sollten während oder nach der Schulzeit Praktika in Mühlen absolvieren, um im Vorfeld Einblicke in die Tätigkeitsfelder und Abläufe gewinnen zu können.

Was möchten Sie den jungen Frauen da draußen mit auf den Weg geben?

„Kommt in die Mühle, traut euch das zu! Als Müllerinnen arbeitet ihr mit dem Grundnahrungsmittel Getreide, deshalb werdet ihr immer gebraucht und nie arbeitslos sein! Der Müllerberuf ist sehr vielfältig, es gibt viele spannende Bereiche zu entdecken und da ist garantiert für jede von euch etwas dabei!“, motiviert Anke Dege ihre potentiellen neuen Gefährtinnen.

 

1 Kommentare

  • H.Lange am 16.08.2024
    Anke Dege ist wie ihr Vater mit Herz und Verstand Müllerin
    Antworten

Ähnliche Beiträge

Was bedeutet Dinkelweizen? Neue Rezepturen? Vermischung von Getreiden? Oder gar eine neue Getreideart?
Wie viele Weizenkörner stecken eigentlich in einem Kilo Brot?
Mikrobiom des Darms – 100 Billionen Helfer für die Gesundheit